DeutschlandOrtwig Gemeinde Letschin / Oderbruch
Der erste Grabungseinsatz dieses Jahres führte uns nach Ortwig im Oderbruch. Ziel war die Überprüfung einer Zeitzeugenaussage, wonach Gefallene der Kämpfe westlich von Ortwig unmittelbar am Eingang eines Hofes bestattet worden sein sollen. Von der damaligen Hofeinfahrt sind heute lediglich Reste erhalten – genau dort soll sich die beschriebene Beisetzungsstelle befunden haben. In der näheren Umgebung war bereits in der Vergangenheit eine größere Grabstelle geborgen worden. Die Zeitzeugin bekräftigte jedoch ihre Erinnerung an eine zweite, bislang unbeachtete Grablage. Im Rahmen unserer Untersuchung konnten keine menschlichen Gebeine festgestellt werden. Es fanden sich jedoch einzelne Hinweise, die den Schluss nahelegen, dass die genannte Grabstelle möglicherweise bereits zu einem früheren Zeitpunkt geräumt worden war. Nach dem Abschluss der vorangegangenen Maßnahme verlegten wir den Einsatz unmittelbar nach Ortwig. Ein Zeitzeuge hatte berichtet, dass er noch während der Kampfhandlungen um das Dorf an der Friedhofsmauer die sterblichen Überreste von mindestens zwei Soldaten gesehen habe. Aufgrund der geschilderten Lage – direkt an der Mauer und ohne offensichtliche Möglichkeiten zur späteren Umlagerung – erschien uns die Aussage plausibel und eine Bestätigung vor Ort wahrscheinlich. Die Friedhofsmauer von Ortwig besitzt zudem eine gewisse erinnerungskulturelle Bedeutung im Zusammenhang mit der Schlacht im Oderbruch. Teile der damaligen Kampfhandlungen wurden unter anderem in der Wochenschau vom 17. Februar 1945 dokumentiert und somit der Nachwelt überliefert. Ein zunächst vermuteter Schützengraben ließ sich durch mehrere Suchschnitte nicht nachweisen. Doch an der Nordostecke des Friedhofs entdeckten Mitglieder des Vereins zur Bergung Gefallener in Osteuropa e. V. eine Schuhspitze im Erdreich. In der Folge wurde der Bereich mit archäologischer Sorgfalt Zentimeter für Zentimeter freigelegt. Auf einer Fläche von etwa 3 × 3 Metern traten zunächst Mauerreste zutage – vermutlich Teil der alten, nach Kriegsende ausgebesserten Friedhofsmauer. Schließlich konnten an dieser Stelle die übereinanderliegenden sterblichen Überreste von zwei sowjetischen Soldaten geborgen werden. Nach der Dokumentation der Fundumstände und der Bergung der Toten wurden die Gebeine in die vorgesehenen Holzsärge abgelegt. Anschließend wurden sämtliche Bodeneingriffe ordnungsgemäß wieder verschlossen. Mit Abschluss der Grabung erfolgt nun die Ausarbeitung der Grabungsdokumentation zur Vorlage bei den zuständigen Behörden.
31.03.2025 - 02.04.2025
Geborgene Soldaten: 2
Sowjetische Soldaten: 2
Erkennungsmarken: 0